03. Juli 2017
Autor: Christian Marth
Tags: Vernetzte Produktion, Produkt- und Service-Entwicklung

Digital saniert

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© Rex-Gummitechniken GmbH & Co. KG

Matthias Finzelberg war 25 Jahre lang selbstständiger Berater für die Maschinenbau- und Automobilindustrie. Irgendwann war ihm das zu wenig. Er übernahm 2008 die Rex Gummitechniken GmbH & Co. KG in Pfungstadt. Vom ersten Tag an startete er mit der Digitalisierung des mittelständischen Unternehmens. „Chaos war gar kein Ausdruck, was herrschte, als ich hier im Dezember 2008 anfing“, sagt Mattias Finzelberg und läuft durch die aufgeräumte Abziehhalle. Chemie liegt in der Luft. Seine 19 Mitarbeiter stellen in seinem Betrieb in der Pfungstädter Ostendstraße auf 1.500 Quadratmetern Chemiehandschuhe, Cip-Säcke und Gasabsperrblasen aus Gummi her. Auch wenn hier noch viel Handarbeit verrichtet wird: Das Unternehmen ist durchzogen von einer digitalen Infrastruktur.

Der heute 58-jährige Ingenieur hatte gezielt nach einem Unternehmen gesucht, das er übernehmen kann, um sein Wissen über die Kraft der digitalen Optimierung in die Realität umzusetzen. Dann hat er sich das Unternehmen angeschaut und gefragt: „Welche Methoden kenne ich? Welche kann ich einsetzen?“. Heute spricht der rührige Schwabe genauso begeistert von Polymerketten im synthetischen Gummi wie über die Scanner, Barcodes und Rechner in Reinräumen, die seine Produktionsfläche durchziehen. Sie alle sind Hilfsmittel, die zu seinem Enterprise-Ressource-Planning-System – kurz ERP – gehören. Damit kann er alle Prozesse im Unternehmen überwachen.

Das gesamte Unternehmen ist vernetzt, jeder Arbeitsgang auswertbar und einem Mitarbeiter zuordenbar. Stechkarten gibt es nicht mehr; jeder scannt morgens seinen persönlichen Strichcode. Die Angestellten sind so beweglicher: „Bei uns sind die Mitarbeiter nicht monopolisiert auf einen Arbeitsplatz“, sagt Finzelberg. „Auf den Bildschirmen sehen sie, wo’s klemmt, und können dort helfen.“

Die Daten aus dem ERP-System laufen auf Finzelbergs Rechner zusammen. Er kann damit Einsparpotenziale herausfinden. Zum Beispiel steuert er die Wanne mit dem flüssigen Gummi so von unten über die Keramikformen, dass sie genau eintauchen. „Jeder Millimeter zu viel bedeutet für uns Materialverlust und Geld“, so der Unternehmer. Die Maschinen laufen rund um die Uhr, 98 Prozent der Zeit: eineinhalb Schichten mit Personal, eine Schicht in der Nacht „mannlos“. Sein Ziel ist die papierlose Fabrik. Schon jetzt werden alle Papiere gescannt und anschließend entsorgt. Die komplette Firma arbeitet mit einem Dokumentmanagementsystem.

Nicht jeder wollte und konnte sich zusammen mit dem Unternehmen weiterentwickeln. „Was die Mitarbeiter hier mitgemacht haben, war schon ein Quantensprung“, sagt Finzelberg. Früher arbeiteten sieben in der Verwaltung und 13 in der Produktion. Heute sind es 19 in der Produktion und der Chef in der Verwaltung. Früher produzierten sie 28 bis 30 Chargen pro Tag, heute sind es 55. Weder über den Preis noch über seine Investitionen will Finzelberg Auskunft geben. Nur so viel: Die Digitalisierung eines Tauchhauses allein kostete ihn 200.000 Euro. „Hier gibt es keine Hebel und Schalter mehr“.

Der Artikel ist ursprünglich in der Dezember-Ausgabe des IHK-Report der IHK Darmstadt erschienen. Weitere Information finden Sie darüber hinaus im Faltblatt der Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation.

Autorin des Textes ist Anette Nickels (Mittelstand 4.0-Agentur Kommunikation).

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